„Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.“

Wilhelm von Humboldt (1767-1835)

 

 

Die Geschichte der Dunkelfeld-Blutdiagnostik

 

 

Immer wieder fragen Therapeuten, wozu ein Ausflug in die Geschichte der Blutdiagnostik, in der allgemeinen Medizin, sowie der Weltanschauung des Pleomorphismus für Diagnose im Mikroskop und der anschließenden Therapie so wichtig ist. Daher möchten wir an dieser Stelle etwas näher darauf eingehen.

 

Viele namhafte Forscher arbeiteten im 18., 19. oder beginnenden 20. Jahrhundert. Ihr Wissen wiederum entstammte den Lehren des Mittelalters und der Antike.

Die damalige Welt war eine völlig andere als heute. So war auch die Sicht- und Arbeitsweise der Forscher in keiner Weise vergleichbar mit dem, was sich heute Forschung nennt.

Die Welt bestand, in den Gedanken der damaligen Zeit, aus multikausalen Phänomenen. Spontanzeugung von Mikroben, oder auch die Einwirkungen der geistigen Welt waren allgegenwärtig.

In diesem Gedankengebäude forschten und notierten sie ihre Ergebnisse.

Wenn man nun, rund 150-200 Jahre später ihre Schriften liest, wird man aus heutiger Sicht einiges Vertrautes, aber auch viel Widersprüchliches entdecken.

Man muss die alten Aufzeichnungen lesen, mit dem Wissen und den Sichtweisen der damaligen Zeit und die wesentlichen Informationen in die Gegenwart transformieren. Dann werden viele Informationen klarer, logischer und verständlicher.

 

Hierzu schrieb der Immunologe Dr. Ludwik Fleck 1935 in seinem philosophischen Hauptwerk „Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache“ passend:

„Wissenschaft kommt nicht dadurch voran, dass ein fertiger Stein auf den anderen gelegt wird, ihre Veränderung ist vielmehr durch den ständigen Wandel der Denkstile bedingt.“

 

Die Lehre der Mikroben im Blut, ist eng mit der Säftelehre des Mittelalters verbunden. Ihre Vertreibung durch Rückbildung in ihre Urform, hat ihren Beginn im der milieuabhängigen Spontanzeugungstherorie des Mittelalters.

 

Wir, die Gemeinde der Dunkelfeld-Diagnostiker, sind die Humoraltherapeuten der heutigen Zeit. Will man den Zustand eines biologischen Systems verbessern, wird dies nur durch eine Harmonisierung der Säfte gelingen.

 

Alle Faktoren die sich auf dieses System auswirken spielen hierbei eine Rolle. Die Entdeckungen der letzten Jahrzehnte verfeinern letztendlich nur die alte Milieutherapie, die seit Jahrtausenden bestand hat.

Heute bestimmen wir den Mineralstoff- und Vitaminhaushalt, Stoffwechselabläufe und vieles mehr, um letztendlich gezielter in das Milieu eingreifen zu können.

Bei jeder Therapie muss aber die Basis stimmen. Wenn man grundlegende Milieufaktoren, die von alt her bekannt sind und die über Jahrhunderte beobachtet wurden außer Acht lässt, wird die beste Labordiagnostik nicht zum Ziel führen.

Die Geschichte der Medizin zeigt, dass Krebs oder Rheuma bis zur Ära der Zellularpathologie immer als Allgemeinerkrankungen betrachtet wurden. Der berühmte Chirurg Ferdinand Sauerbruch knüpfte selbst noch in den 1930er Jahren dort an, wenn er den Tumor als die „örtliche Manifestation“ dieser Allgemeinerkrankung ansah. Der Tumor kann erst in einem Organismus entstehen in dem die Krebskrankheit als Allgemeinerkrankung mit einem tumorbegünstigenden Milieu schon lange am Wirken ist.

 

In den Köpfen der Forscher reifte auch über die Jahrhunderte die Vorstellung, dass Mikroorganismen unterschiedliche Erscheinungen annehmen können.

 

Der Gedanke der „Cyclogenie“ (Cyclos – Kreis, Genos – gleicher Herkunft) und der Einfluss des Milieus in dieses Geschehen, ist ein wichtiges Fundament in der Geschichte der Vitalblutanalyse.

Nach und nach baut sich durch die Aufarbeitung der Historie der Blutdiagnostik ein allumfassendes Wissen über die pleomorphe Welt der Mikroben und ihre milieuabhängige Therapie auf.

Dieser Erfahrungsschatz ist wesentlich in der Diagnose am Mikroskop, aber auch maßgeblich in der Zusammenstellung der individuellen Therapie.

 

Wer die Dunkelfeld-Blutdiagnostik im vollen Umfang nutzen möchte kommt nicht um die Aussage ihrer Forscher und deren Lehrer aus.

 

 

Blut – der Saft des Lebens

 

Schon immer hatten die Menschen bestimmte Vorstellungen von ihrer Stellung in der Welt und ihrer Körperlichkeit. Geburt, Tod, Krankheit und Heilung wurden auf jene Weise erklärt, die durch den Glauben der jeweiligen Zeit bestimmt war. So wurde Krankheit mit bösem Zauber in Verbindung gebracht oder mit dem Willen der Götter (oder Gottes) erklärt. Krankheit wurde als Bestrafung und dementsprechend Gesundheit auch als Ergebnis von Wohlverhalten aufgefasst.

 

Die Wurzeln der Dunkelfeld-Blutdiagnostik reichen tief bis in die Zeiten der Humoralpathologie (Viersäftelehre) hinein.

Die Humorallehre wurde erstmals im Corpus Hippocraticum rund 400 Jahre vor der Zeitrechnung zur Erklärung physiologischer Körpervorgänge, sowie als Krankheits- und Gesundheitskonzept entwickelt.

 

Das Corpus Hippocraticum war eine Sammlung von rund sechzig antiken medizinischen Texten, die über sieben Jahrzehnten zusammengefasst wurden. Die Textsammlung wurde nach dem berühmten griechischen Arzt Hippokrates benannt, obwohl ein Großteil der Texte nicht auf ihn zurück zu führen ist. Trotzdem gilt Hippokrates heute als Eckpfeiler unserer westlichen Medizin.

Das Corpus Hippocraticum beinhaltete zahlreiche Themenfelder.

In den Schriften dieses Klassikers finden sich auch zahlreiche Angaben über Ursachen und Behandlung von Krebs. Im Corpus Hippocraticum werden bösartige Tumore auch erstmals auch als “Karkinoma” bezeichnet.

 

Ein weiterer Text hatte die Überschrift „Über die Säfte“ worin auch das Blut seine ausführliche Beschreibung fand. Die “Entmischung der Säfte” durch äußere Einflüsse, sowie im Organismus entstehende Gifte wurden darin als Ursache am Tumorgeschehen verantwortlich gemacht.

Die richtige Mischung der Kardinalsäfte (Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle) bedeutete Gesundheit.

Äußere Ursachen für eine fehlerhafte Mischung der Säfte fanden sich in der Fehlernährung, Schäden durch harte körperliche Arbeit, dem Klima, ungesundem Wasser, der Beschaffenheit des Bodens und in der Luft.

All diese Faktoren würden aber nicht einheitlich bei allen Menschen dieselbe Krankheit bewirken, sondern durch eine angeborene Disposition, neige der Befallene eher zu dieser oder jener Krankheit.

 

Man empfahl, den Organismus durch entschlackende Mittel zu entgiften. Bei Tumoren wurde eine

chirurgische Entfernung nur durchgeführt, wo es unbedingt notwendig erschien.

Zur internen Behandlung wurden Arsen, Schwefel, Cantharis, Helleborus zur Anwendung gebracht.

 

Dem Kranken wurde eine besondere Diät auferlegt.

Das griechische Wort “Diaita” bedeutet Lebensweise. Hat also nicht allein Bezug auf die Ernährung, sondern auf die gesamte Lebensweise eines Menschen. “Diaita” empfiehlt so, die Enthaltung aller schädlichen Einflüsse, also auch in seelischer und geistiger Hinsicht.

Auffallend ist also, dass bereits die großen Ärzte des Altertums, den Wert einer verbesserten Entgiftung bei der Behandlung von Krebs durch Erfahrungen gewonnen aus ihren Beobachtungen bestätigt sahen.

Diese Ärzte beherrschten die Kunst, mit entsprechenden pflanzlichen und mineralischen Arzneimischungen den Organismus zu entgiften.

 

So war und ist die Viersäftelehre ein von der Antike bis zum 19. Jahrhundert zur Erklärung von Krankheiten eingesetztes medizinisches Modell, nach dem alle Gesundheitsstörungen auf einer fehlerhaften Zusammensetzung der vier Körpersäfte beruhen.

 

Bei regelrechter Zusammensetzung der vier Säfte besteht Eukrasie, bei Abweichungen Dyskrasie. Um das Gleichgewicht der Körpersäfte wieder herzustellen, wird mit Gegensätzlichem behandelt, also heiße Krankheiten, beispielsweise Entzündungen, mit Kälte.

 

So wurde auch das Blut unter dem Mikroskop von vielen Forschern im 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhundert in vier verschiedene Dyskrasie-Stufen eingeteilt.

 

Im Mittelalter erlebte die Viersäftelehre eingebettet in eine tetramorphe (viergestaltige) Weltanschauung ihren Höhepunkt.

Der aus Belgien stammende Helmont hatte Mitte des 17. Jahrhunderts verbreitet, dass in einem Topf mit Essensresten durch Spontanzeugung Mäuse entstünden.

Buonanni ein Italiener behauptete, wenn man Holz im Wasser faulen lassen würde, entstünden aus ihm heraus Würmer, woraus wieder Schmetterlinge hervorgingen, aus denen wiederum Vögel wurden.

 

Auch Aristoteles (384-322 v.d.Zeitr.) sah in der Spontanzeugung neben der sexuellen oder vegetativen Fortpflanzung, die dritte Art der Entstehung.

Bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts ging man stellenweise noch davon aus, dass kleine Käfer, Mücken oder Flöhe spontan aus Schmutz und Sand entstehen könnten.

Nach dieser Anschauung würde das Leben niemals zugrunde gehen, denn wenn ein Lebewesen sein Ende finden würde, ginge das Leben in eine andere Daseinsform über. So entwickeln sich die Maden aus totem Fleisch und nach wenigen Tagen fliegt das Leben hinfort.

 

Von der Makroskopie zur Mikroskopie

 

Mit der Entdeckung der mikroskopischen Welt, bekam die Urzeugungstheorie wieder neuen Aufwind.

Was Redi für die sichtbare Welt widerlegt hatte, musste nicht zwangsläufig für die mikroskopische Welt gelten, die sich in undenklicher Vielfalt im Regenwasser, Seen, Bächen und Tümpeln tummelte. Diese Animalcules (franz., kleine Tiere), wie Leeuwenhoek sie nannte, konnten einer eigenen Entstehungstheorie unterliegen.

In der mikroskopischen Blutschau war es Antoni van Leeuwenhoek, der im Jahre 1668 die Entdeckung des Kapillarsystems des italienischen Anatomen Malpighi bestätigte und 1674 eine erste genaue Beschreibung der roten Blutkörperchen lieferte. Diese wurden jedoch bereits einige Jahre vorher von dem Naturforscher Jan Swammerdam entdeckt.

 

Bereits im Jahre 1658 hatte Athanasius Kircher Sekret aus Pestbeulen unter dem Mikroskop betrachtet und darin die weißen Blutkörperchen erkannt, jedoch ohne ihre wirkliche Funktion zu erahnen.

Erst der Russe Ilja Iljitsch Metschnikow erkannte 1882 die Funktion der neutrophilen Granulozyten, einer Unterart der weißen Blutkörperchen, die lange Jahre auch als Wanderzellen bezeichnet wurden. Er stach Holzsplitter in Seesterne und konnte beobachten wie die Granulozyten versuchten den Splitter abzubauen. Seine Arbeiten wurden 1908 mit den Nobelpreis geehrt.

 

Ab etwa 1660 fertigte Leewenhoek eigene Mikroskope an.

Die Auflösungsfähigkeit seiner Mikroskope war sehr hoch. Sie liegt, bei einem noch in Utrecht erhaltenen Mikroskops, bei ungefähr einem Mikrometer, also bei etwa 1/1000 Millimeter.

 

Er war überrascht, als er im Jahre 1674 in einem Wassertropfen aus einem nahe gelegenen Teich „kleine Tierchen“ fand die munter zwischen Grünalgen umherschwammen.

1676 fertigte er eine genaue Beschreibung an, die darauf schließen lässt, dass er Bakterien beobachtete. In seinen Briefen an die Royal Society of London benannte er sie auch als Beesjes (Biester) oder cleijne Schepsels (kleine Kreaturen).

 

1677 beschrieb Leewenhoek Samenzellen von Mensch, Tier und einigen Insekten.

Die „Samentierchen“ des Menschen wurden jedoch nicht von ihm, sondern seinem Schüler Hamm mit dem neu aufgekommenen „Universal-Microscopii“ von dem Mikroskopbauer Steiner entdeckt.

Im Jahre 1683 schrieb Leewenhoek in einer Arbeit an die Royal Society of London, dass in seinem Mund mehr Lebewesen, als Menschen in den Niederlanden lebten.

 

Zum Ursprung seiner „Animalcula“ äußerte sich Leewenhoek kaum, zu ihrer Bedeutung gar nicht.

Er beschränkte sich rein auf die Beobachtung seiner Objekte.

So kam das Mikroskop in Mode, allerorts wurden nun die kleinen Tierchen beobachtet und beschrieben.

 

Es sollte aber noch fast zwei Jahrhunderte vergehen, bis man die Zusammenhänge der Mikrobenwelt und den Infektionskrankheiten offiziell anerkannte.

 

Leewenhoek widersprach mit seinen Arbeiten der vorherrschenden Theorie, der Spontanzeugung kleinster Lebewesen, da er sie nie beobachten konnte.

Antonius van Leeuwenhoek verstarb in Holland im biblischen Alter von 91 Jahren in seiner Heimatstadt Delft.

 

Benjamin Marten war der eigentliche „Erfinder“ des Mycobacterium tuberculosis. Er schrieb im Jahre 1720 in seinem Werk „A New Theory of Consumptions“ die Ursache der Schwindsucht kleinen Tierchen zu.

Es könnte sein, dass bestimmte Arten kleiner Tierchen (Animalcula) durch ihre besondere Form oder widriger Teile unserer Natur feindlich sind.

 

Diese könnten entweder durch die Blutzirkulation in die Lunge gebracht werden und so aus ihren Eiern entstehen, da sie ja in den Körpersäften reichlich vorhanden wären oder sie würden durch die Atemluft herbeigetragen.

Nun könnten die Animalcula in der Lunge zum Leben erwachen und sich in Nestern vermehren.

Durch ihre spontane Bewegung könnten sie die Lungengefäße angreifen, oder sie zerfraßen gar das Lungengewebe.

So würden sie alle Veränderungen hervorrufen, die man bei der Schwindsucht beobachten könnte. 

 

Was Marten hier ablieferte war eine nahezu perfekte Beschreibung im Ablauf der Tuberkulose.

Leider sollte es noch rund 160 Jahre dauern, bis Robert Koch 1882 das Mykobacterium tuberculosis entdeckte, und weitere rund 20 Jahre bis Dr. Friedmann, angeregt durch ein Medizinbuch aus dem 17. Jahrhundert, das erste Mittel gegen die Tuberkulose entwickelte.

 

Zurück zur Blutdiagnostik unter dem Mikroskop. William Hewson, der auch später der „Vater der Hämatologie“ genannt wurde, war begeistert von den roten Blutkörperchen und äußerte sich 1773 zu den Erythrozyten wie folgt:

“Es ist seltsam und bedeutungsvoll, dass diese Teilchen im gesamten Tierreich zu finden sind. Im Menschengeschlecht bei allen Vierfüßlern bei allen Vögeln, bei allen Amphibien, bei allen Fischen – immer sind sie rot wie die Farbe des Blutes.

Was so allgemein in der gesamten Schöpfung verbreitet ist, muss für die Lebensordnung der Tiere von großer Bedeutung sein und gewiss die Aufmerksamkeit aller auf sich lenken, die in die Geheimnisse der Natur eindringen wollen.“

Es sollte noch weitere 99 Jahre dauern, bis Hpooe-Seyler die Aufgabe der Erythrozyten und den Aufbau des Hämoglobin erkannte.

 

Die Pariser Académie des sciences de l’Institut de France, traditionell nur Académie des sciences genannt, ging später in das Institut de France über. Sie sammelte das Wissen französischer und ausländischer Wissenschaftler – in beiden Fällen aber nur das der besonders herausragenden Vertreter ihres jeweiligen Faches. Heute wird sie oft als Pariser Akademie der Wissenschaften zitiert.

 

Ein berühmter Redner der Akademie, war der Franzose Bernard le Bovier de Fontenelle. Er schrieb folgende Worte die man sich auch in heutiger Zeit immer gut merken sollte, wenn man an einem Mikroskop arbeitet:

 

„Das Mikroskop zeigt genau das, was man wünscht.“

 

In den Monographien der Firma Sandoz kann man hierzu lesen:

„Die Gelehrten zu Anfang des 19. Jahrhunderts gebrauchten das Mikroskop nur selten. Wenn sie es benutzten, ließen sie sich bei ihren Schilderungen von ihrer Einbildungskraft leiten.“

 

1801 entdeckte James Adams, Chirurg in London und später der Pathologe, Biologe und Embryologe Johannes Müller 1838 bakterienartige Strukturen in menschlichen Tumoren, sowie im Blut der Krebspatienten.

Seine Beobachtungen schilderte Adams 1796 in seinem Werk „Bemerkungen über das Krankheitsgift“ welches er in Breslau verfasste und „Observations on the cancerous breast“ in London 1801.

Wobei er in seinen Arbeiten auch die Wasserqualität maßgeblich mit an der Krebsentstehung beteiligt sah. In den Stadtbezirken Londons wo die Wasserqualität schlechter war, gab es zu seiner Zeit eindeutig mehr Krebsfälle.

Die beobachteten Mikroben seien nach ihrer Bildung auf den Blutkörperchen in lebhafter Bewegung und würden auf und zwischen den Zellen des Blutes herumkriechen wie Würmchen.

Hierauf begründete auch später der Forscher Nebel 1912 seinen Krebserreger-Cyclus.

Müller verfasste zahlreiche Schriften, eine mit dem Titel “Über den feineren Bau und die Formen der krankhaften Geschwülste“. Hierin ging Müller davon aus, dass Krebs von belebten hydratidiösen Bläschen“ ausgehe. Die Keimzellen des Karzinoms entstünden selbstständig aus einem wahren „seminium morbi“ das sich zwischen den Geweben des Organismus entwickeln würde.

“Needham der Royal Academy of Sciences, nahm in der organischen Substanz das Vorhandensein einer besonderen Kraft an, welche er vegetative Kraft nannte. Sie sollte in der Lage sein den Tod von Pflanzen, Tieren und Menschen zu überleben. Spezifisch bestimmt im Individuum, bewahre sie ihm seine Gestalt und Eigenschaft während des Lebens. Aber bei seinem Tode werde sie frei und ihre weitere Erscheinung hin ab von den Lebensverhältnissen, unter welchen sie sich nun gestellt sah. So organisiere diese Kraft von neuem die organische Materie nach einer Art und Weise, die von dem umliegenden Milieu abhinge.“ 

 

Nach zahllosen Studienreihen konnte man von Pasteur lesen:

„Meine Untersuchungen und Experimente über die organische Materie zeigen, dass es keine praeexistierende Keime gibt und beweisen gleichzeitig, dass es nur Tiere und Pflanzen und Mikroben gibt, die sich ausschließlich durch eine ununterbrochene Reihe von Generationen fortpflanzen.“

 

Mit dieser Aussage war der Monomorphismus geboren.

 

So hatten sich im 19. Jahrhundert zwei Lager ausgebildet. Die Gruppe der Pleomorphisten unter den Bakteriologen. Sie waren der Meinung, dass sich Bakterien aus lebenden Urkeimen entwickeln und ein vielgestaltiges, denn milieuabhängiges Wachstum zeigen.

Die Monomorphisten waren hingegen der Meinung, dass ein Einzeller nur in einer Wuchsform oder Gestalt vorkommen kann und sich ausschließlich durch Zellteilung vermehrt.

 

Die ganze Auseinandersetzung der Pleomorphisten und dem Monomorphisten Pasteur mutet heute merkwürdig an und ist nur verständlich, wenn man den verbitterten Streit der beiden Parteien um die verschiedenen Schöpfungsarten, als den zwischen Fundamentalisten verschiedener Religionen betrachtet.

 

Die lineare Entstehungsreihe in der Gedankenwelt des Monomorhismus glich für die Pleomorphisten einer zweidimensionalen Welt, oder war vergleichbar mit der Anschauung der Erde als Scheibenmodell aus der Zeit der Antike. Aber die Erde ist keine Scheibe, sondern ein Rotationsellipsoid an dessen Rändern niemand in den Abgrund fällt. Eine solche Dimension hat auch das Leben selbst, es findet immer einen Weg zur weiteren Entwicklung und bringt so eine Artenvielfalt hervor, die in letzter Konsequent auf einen gemeinsamen Nenner zurück geht.

 

Enderlein schrieb in der Bakterien-Cyclogenie (1925) hierzu folgendes:

 

„Unter diesen Gesichtspunkten betrachtet, entbehren die zahlreichen Kontroversen nicht einer gewissen Komik.

Der wesentlichste methodische Fehler, der den Pleomorphisten vorgeworfen wurde, ist der, dass nicht mit Reinkulturen gearbeitet worden sei. Dieser Vorwurf ist in zahlreichen Fällen berechtigt gewesen, wie bei Haller (1867), Billroth (1874), Lüders (1866), Polotebnow (1872) und anderen, und diese haben so auch leider einer gesunden Entwicklung des Pleomorphismus außerordentlich geschadet.

In vielen Fällen war aber ein derartiger Vorwurf nicht begründet.

Der methodische Hauptfehler der Monomorphisten war anfangs im Hinblick auf die Cyclogenie der Mangel einer methodischen Beobachtung der Veränderungen von Reinkulturen im Laufe der Zeit; meist wurde nur mit jungen Kulturen gearbeitet, oft nur mit eintägigen. Ein großer Teil aller älteren Begründungen des Monomorphismus beruht auf diesem Fehler.

 

Dass die Pleomorphisten ihre Beobachtungen ein Übermaß von Bedeutung beilegten, war etwas durchaus Begreifliches. Die richtige Beobachtung der Mannigfaltigkeit der Formen in morphologischer, biologischer und physiologischer Beziehung innerhalb einer Art, ließ den falschen Schluss aufkommen, dass all diese Verschiedenheiten bei den Bakterien somit keine Bedeutung haben können. Eine Negation des Gattungs-, ja selbst des Speziesbegriffs war die Folge.

Die Existenzmöglichkeit des gesamten Monomorphismus ist im Gegensatz zum Pleomorphismus völlig auf falsche Schlüsse fundiert. Den Gedankengang der älteren Schule kann man kurz in die Worte fassen:

 

Die außerordentlich zahlreichen Generationen einer jungen, z.B. eintägigen Reinkultur haben keine Veränderungen ergeben, folglich gibt es auch keine Veränderungen.

Als der Monomorphist dann wirklich auf unleugbar sich ergebende Verschiedenheiten stieß, dachte er lieber an unreine Kultur oder er half sich später mit der Tetralogie (Deutung als tetralogische Erscheinungen, Abnormitäten oder Involutionsformen, denen meist eine Lebensfähigkeit abgesprochen wurde).“ 

 

Bis in das 19. Jahrhundert hinein, waren die eigentlichen Ursachen der Infektionskrankheiten ungeklärt.

Die Menschen sahen die Epidemien als Strafe Gottes für die Sündhaftigkeit der Menschen. Diese Ansicht ist in unzähligen Skulpturen, Bilder und Liedern verarbeitet und taucht in den Jahrhunderten des Mittelalters, bis zur Neuzeit immer wieder auf.

Eine Lehre die wir leider in vielen Köpfen selbst heute noch finden.

 

Eine meiner Patientinnen, lebte in den 1970er Jahren in einem kleinen Dorf im Schwarzwald. Sie war damals an Brustkrebs erkrankt. Nach der Amputation der Brust und der Entfernung der dazugehörigen Lymphknoten wurde sie als geheilt aus der Klinik entlassen.

Als sie in den darauffolgenden Wochen an einem Sonntag die Kirche besuchte, wurde sie argwöhnisch von den alten Dorffrauen beobachtet. Eine von ihnen fasste ihren Mut zusammen und fragte die Patientin:

„Was willst denn Du hier? Du hast doch Krebs.“

 

Die Dorffrauen sahen in dem Tumor die Strafe Gottes, für ihr anscheinend sündhaftes Verhalten und wer so viel Sünde in sich trägt, hat doch am heiligen Sonntag nichts in der Kirche verloren.

 

Das Krankheiten nicht durch untugendhaftes Verhalten ausgelöst werden, wies 1839 Johann Lukas Schönlein nach.

Er reformierte und modernisierte die Medizin grundlegend, indem er naturwissenschaftliche Diagnoseverfahren wie Urin- und Blutanalysen als Standarduntersuchungen einführte.

Einer seiner berühmtesten Schüler war Rudolf Virchow. 

 

Ebenso wies 1839 der französische Arzt, Anatom und Physiologe François Magendi darauf hin, dass es fast keine krankhafte Affektion ohne eine dazugehörige Blutveränderung gäbe. Damit hob auch er den Stellenwert der Blutdiagnostik besonders hervor. 

 

1843 versuchte Gabriel Andral, Arzt mit einem Lehrstuhl in der Inneren Pathologie an der Pariser Universität, durch experimentelle Nachweise pathologischer Veränderungen im Blut, der Humoralpathologie eine neue Grundlage zu schaffen.

Er verfasste hierüber ein Werk mit dem Namen „Essai d'hématologie pathologique“.

Er wird auch mit der ersten mengenmäßigen, also tabellarischen Blutdiagnostik, in Verbindung gebracht.

 

Rokitansky promovierte 1828 im Fach Humanmedizin.

Er war ab 1834 bis 1875 Professor für pathologische Anatomie an der Universität Wien. Er erkannte durch tausende Obduktionen, dass die pathologische Anatomie dem Arzt die Entstehung und Auswirkung vieler chronischer Krankheiten lehrt, woraus sich auch neue Therapiemöglichkeiten ableiten ließen.

Rokitansky löste damit eine wissenschaftliche Revolution aus.

Er leitete damit einen Paradigmenwechsel ein, der die naturphilosophisch orientierte Medizin zur heutigen naturwissenschaftlichen Forschung überführte.

 

Als Rokitansky in den wohlverdienten Ruhestand ging gab es eine Abschiedsfeier an der Universität. Im Rahmen der Abschiedsfeier erzählte man sich lustige Geschichten über seinen Werdegang.

So auch, dass Rokitansky eigentlich sein Wissen dem „alten Mayer“ zu verdanken hatte. Mayer war Diener in den Leichensälen des anatomisch- pathologischen Instituts. Er bereitete über 60000 Leichen zur Obduktion vor und hatte eine hervorragende Beobachtungsgabe.

Rokitansky begann als Student unter der Leitung des Leichendieners Mayer. Der Diener half dem jungen Studenten und ließ ihn hinter dem Rücken der Professoren seinen Studien an den Leichen nachgehen.

 

Als Rokitansky zum Professor ernannt wurde, entwickelte sich zwischen Professor und Diener ein besonders freundschaftliches Verhältnis.

Wenn Rokitansky einen Vortrag hielt und den Studenten die Leichenschau am Objekt demonstrierte, war meist ein Auge auf den Leichendiener gerichtet. Zur Belustigung der anwesenden Studenten brummte der „alte Mayer“ Unverständliches, wenn er mit den Ausführungen des Professors nicht zufrieden war. 

 

Rokitansky postulierte 1846 eine revolutionäre Krasen- oder Blutmischungslehre, die von Rudolf Virchow stark kritisiert wurde. Rokitansky erkannte, dass das Blut die Organe zu Organsystemen verband und wies damit dem Blut als Ort des pathologischen Geschehens eine besondere Bedeutung zu.

 

Im Jahre 1848 veröffentlichte Professor Rokitansky neue Zusammenhänge in der Blutgerinnung.

Er erkannte das Fibrin einen anderen Aufbau hat, als die übrigen Blut- und Körpereiweiße.

Sobald Blut mit Luft in Kontakt kommt, fängt es an zu gerinnen. Die Einsetzung der Gerinnung dauert hierbei nur wenige Sekunden.

Jedoch, unter dem Mikroskop und damit unter Luftabschluss sollte, die Blutgerinnung nur am Rand des Blutstropfens eintreten. Eine vermehrte Einsetzung der Blutgerinnung, kann in Extremfällen, sich binnen Sekunden, unter dem Deckglas im gesamten Blut ausbreiten. Man sieht in einem solchen Fall, im gesamten Blutplasma unter dem Mikroskop ein flächendeckendes Mikado-Spiel aus Fibrinfilamenten.

 

Eine solch einsetzende Blutgerinnung wurde von Rokitansky, wie auch Jahrzehnte später von Enderlein (1916) und Snegotska (1951), in die kausale Vorstufenreihe der Krebsentstehung mit einbezogen. Auch Dr. med. Josef Issels beobachtete in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts eine vorzeitige Einsetzung der Blutgerinnung bei seinen Krebspatienten unter dem Mikroskop.

Rokitansky bezeichnete die Fibrinfilamente als „Faserstoff-Blasteme“, die als tumorunspezifische Vorform in der Krebsentstehung zu gelten hätte.

 

Wahrscheinlich waren seine Beobachtungen auch aus dem Blickwinkel der Humoralpathologie entstanden. Hier beobachtete man seit dem Mittelalter eine besonders schnelle Gerinnung des Blutes Krebskranker.

 

Das Blut wurde im Aderlass mit großen Glasgefäßen aufgefangen und über Tage beobachtet. Eine sich hierbei schnell entwickelnde kranzförmige Blutgerinnung auf der Oberfläche des Blutes, wurde als ein sogenanntes „Totenkränzchen“ gedeutet.

 

In seinem „Handbuch der allgemeinen pathologischen Anatomie“ schrieb Rokitansky 1848:

 

„Es sei in der eigenartigen Konstruktion des Fibrins unter der Bedingung seiner Gestaltungsfähigkeit oder seines Zerfalls unverkennbar. Es kommt dem Krebs wesentlich zugute und ergibt einen Hinweis auf die Wucherungstendenz des Tumors.“

 

Das Fibrin hätte demnach in der Zusammensetzung des Tumors eine entscheidende Bedeutung. 

 

Enderlein kommentierte im Jahre 1916 die Entdeckungen Rokitanskys wie folgt:

 

„Was könnte man heute anderes sagen zu der Erkenntnis von Rokitansky, als dass der aus Eiweiß bestehende Faktor wächst und spezifisch für die Entstehung von Krebs ist, dass dieser eben den lebenden Erreger dieser Krankheit darstellt, sei seine Herkunft nun exogen oder endogen. Alle logischen Voraussetzungen zu dieser Schlussfolgerung hat schon Rokitansky selbst zusammengetragen.“

 

Rund 150 Jahre nach Rokitansky, wies ein Magister Christopher Gerner am Tumorforschungszentrum in Wien eindeutig den Zusammenhang zwischen einer vorzeitig einsetzenden Blutgerinnung und Krebserkrankungen nach.

Claude Bernard propagierte 1850, dass jeder Organismus ein inneres Milieu habe, in welchem seine Organe und Gewebe leben. Bernard erkannte, dass das innere Milieu in einem gesunden Organismus lange Zeit relativ konstant bleibt, auch wenn in der Umwelt Schwankungen auftreten. Kippt aber dieses interne Milieu ist Krankheit die logische Konsequenz. Von ihm stammt auch der Ausspruch:

 

"Le microbe n´est rien, le terrain c´est tout." Was so viel bedeutet wie:

„Die Mikrobe ist nichts, das Milieu ist alles“.

 

Aus seiner Arbeit mit dem Titel „Leçons sur les phénomènes de la vie communs aux animaux et aux végétaux“ aus dem Jahre 1878 stammt folgende Übersetzung:

 

„Ich glaube, ich habe als erster die Idee hervorgehoben, dass es für das Tier tatsächlich zwei Umgebungen gibt. Ein äußeres Milieu, in dem sich der Organismus befindet und ein internes Umfeld, in dem sich die Komponenten des lebenden Gewebes befinden. Die eigentliche Existenz des Seins geschieht nicht in der äußeren Umgebung – atmosphärische Luft, Süß- oder Salzwasser für die Wassertiere – sondern innerhalb des Organismus, ein flüssiges Medium aus zirkulierende organische Flüssigkeit. Sie umgibt oder umhüllt alle anatomischen Elemente der Gewebe. Es ist die Lymph- oder Plasmaflüssigkeit, die flüssigen Bestandteile des Blutes bei den höheren Tieren, sie dringen in die Gewebe ein und bilden sämtliche inneren Flüssigkeiten. Sie sind Ausdruck aller lokalen Ernährung, Quelle und Mündung allen elementaren Austauschs“

 

Diese Milieutheorie gehört zu einer der wesentlichen Grundlagen der späteren Forscher wie Brehmer oder Enderlein.

 

Etwa um 1851 trafen der Apotheker Béchamp und der Professor der Chemie Louis Pasteur an der Universität Straßburg aufeinander.

Béchamp widmete daraufhin Louis Pasteur im Jahre 1853 voller Hochachtung seine Doktorarbeit in der Chemie.

 

1856 wurde Béchamp zum Professor für Pharmazie und klinische Chemie an der Universität Montpellier ernannt und legte noch im selben Jahr seine Dissertation im Bereich der Humanmedizin vor, um dann ab 1876 als Dekan an der Freien Medizinischen Hochschule von Lille zu wirken.

 

Ab 1857 widmete sich Béchamp mit vielen Experimenten der Mehrgestaltigkeit der Mikroben.

 

Durch experimentelle Arbeiten entwickelte Béchamp ab 1857 seine Theorie des Pleomorphismus.

Nach seiner Vorstellung, würden alle tierischen und pflanzlichen Zellen aus kleinsten lebenden Partikeln bestehen.

Nach dem Untergang der Zelle, hätten diese lebenden Urkeime die Fähigkeit weiter zu existieren.

Béchamp nannte diese kleinen Urkeime „Mikrozymas“ oder auch „Granulations moléculaires“.

 

Seiner Idee nach würde es sich hierbei um einen „Kreislauf der lebendigen Substanz“ handeln, wie es auch später die Forschern Dr. med. habil. Hans Peter Rusch und Dr. med. habil. Erwin Santo postulierten.

Hierzu veröffentlichten sie 1951 einen Artikel in der „Wiener Medizinischen Wochenschrift“.

Der Titel der Arbeit lautete: „Das Gesetz von der Erhaltung der lebendigen Substanz“.

Hierin überprüften sie die Arbeiten Enderleins und somit auch die Studien Béchamps.

Wenn Bakterien aus kleinsten lebenden Ureinheiten bestehen, dann müssten diese durch den ständigen Untergang von Bakterien in jeder Bakterienkultur nachweisbar sein.

Hierzu filtrierten sie Bakterienkulturen durch kleinste bakteriendichte Porenfilter. Unter dem Mikroskop fanden sie in den bakterienfreien Filtraten kleinste in tänzelnder Bewegung befindliche Objekte. Nach einer rund zehntätigen Bebrütungszeit auf einem passendem Nährboden, konnten sie aus allen Filtraten die alten Bakterienstämme zurückgewinnen. 

 

Nach Béchamps Überzeugung seien diese kleinsten Bausteine des Lebens in der Lage, sich zu replizieren, besäßen einen eigenen primitiven Gärungsstoffwechsel, können eine Art primitives Gewebe bilden und sich so selbst zu Bakterien oder sogar zu Pilzen weiterentwickeln.

Laut Béchamp bildeten diese lebenden Urkeime die Basis allen Lebens.

 

Béchamp warf den Forscherkollegen seiner Zeit vor, dass diese ihre Beobachtungen lediglich an fixierten, toten Lebewesen machen würden, während seine Beobachtungen sich auf lebende Präparate beziehen würden.

 

Eine Argumentation, die uns heute auch aus der Vitalblutdiagnostik bekannt ist. Auch hier beobachten wir die Vorgänge des Lebendigen und nicht nur Mengenverhältnisse aus einem toten Blutausstrich.

 

1867 veröffentlichte Béchamp eine Arbeit, in der er den Kohlenstoffkreislauf zwischen Biosphäre und unbelebter Natur beschrieb.

 

Während Pasteur zwischen einer belebten und einer unbelebten Chemie unterschied, bestand Béchamp darauf, dass es nur eine Chemie gäbe. Durch die daraus entstandenen Streitigkeiten verlor er 1888, letztendlich durch den Einfluss Pasteurs, seine Anstellung in Lille.

Pasteurs gelang es, die Auffassung von Béchamp noch zu dessen Lebzeiten völlig auszuschalten. Letztendlich diente dies dazu seine Meinung durchzusetzen, die später auch von Robert Koch und Ferdinand Julius Cohn vertreten wurde.

 

Nach der Ansicht von Koch oder Cohn würden alle Mikroben ausschließlich in festen Arten und Formen existieren, sich als solche vermehren und gegebenenfalls als Erreger spezifische Krankheiten verursachen.

Einen Übergang hin zur lebenden Ureinheit, aus der sich wieder neues Leben entwickeln könnte, wäre nicht möglich.

 

Béchamps Hypothesen inspirierten eine Reihe von Wissenschaftlern des 19. und 20. Jahrhunderts. So auch den deutschen Zoologen Professor Dr. Günther Enderlein, Dr. Wilhelm von Brehmer und viele weitere der Blutmikrobenjäger die im Sinne des Pleomorphismus dachten und arbeiteten.

 

Im Jahre 1870 wurde ein Kopfschimmelpilz (Mucoraceen) nach seinem Entdecker Fresen benannt. Dieser Pilz wird von vielen Forschern im Zusammenhang mit dem „Ursymbionten“ beschrieben und hat daher eine besondere Bedeutung in der Weltanschauung des Pleomorphismus. Viele sahen in ihm die höchste Entwicklungsform der kleinsten lebenden Ureinheiten.

 

Der „Mucor racemosus Fresen“ besitzt eine große Polymorphie (Vielgestaltigkeit). Er ist ubiquitär im Erdboden verbreitet, daher finden wir seine Sporen überall.

Der Mucor kann besonders gut auf Getreidesamen, verschimmeltem Heu und auch auf Mist und Kot nachgewiesen werden. 



Der Mucor racemosus weist eine sehr hohe Toleranz gegenüber Temperaturschwankungen auf und kann in einem Bereich  von -4 Grad bis 37 Grad, mit einem Optimum zwischen 20-25 Grad, wachsen.

 

In tropischen Regionen und in Asien wird der Mucor racemosus sogar zur Fermentation von Nahrungsmitteln genutzt. So wird in China und Taiwan ein Sojakäse (Sufu), in Indonesien ein Gericht aus der Cassava-Wurzel (Tape) und in Mexiko ein Getränk aus Mais (Pozol) mit Hilfe dieses Pilzes hergestellt.


 

In Innenräumen und Stallungen treten Mucor-Arten oft an feuchten Wänden auf. 



Über die Aufnahme mit verschimmeltem Heu kann der Mucor racemosus als Krankheitserreger bei Tieren, vor allem Rindern und Pferden verantwortlich sein.

Eine Infektion mit diesem Myceten kann zu Stauungen in Gefäßen der Tiere führen. 



Die Sporen breiten sich über die Luftwege oder den Verdauungstrakt aus und gelangen so in das Blut der erkrankten Tiere.

Der auskeimende Pilz wächst in die Gefäßwände hinein und führt so zu Pseudothrombosen mit massiven Gewebszerstörungen bis hin zu Nekrosen.

 

Viele dieser Symptome werden auch von den Pleomorphisten beschrieben, die im Bereich der Dunkelfeld-Blutdiagnostik gearbeitet haben oder noch arbeiten. Hier sind es die pathologischen Stadien der Cyclogenie des Mucor racemosus fresen die für diese Symptome verantwortlich wären. Also nicht der Pilz selbst, sondern seine bakteriellen Vorformen.

 

Eine Infektion mit dem Mucor Pilz tritt beim Menschen sehr selten auf. Jedoch können Vertreter der Gattung Mucor auch beim Menschen Allergien, ja sogar akute Pilzinfektionen verursachen.

Septische Mucor-Mykosen mit tödlichem Ausgang sind ganz vereinzelt bei schwerkranken, immungeschwächten Intensiv-Patienten beschrieben worden.

Auch wird vereinzelt von einem Befall der Nasennebenhöhlen berichtet, die mit einem sehr massiven Krankheitsverlauf gekennzeichnet sind.

Der Pilz dringt hierbei in das Gewebe ein, so entstehen Gewebseinschmelzungen, gefolgt von Abszessen, die häufig durch zahlreiche Fistelgänge entleert werden.

Diese Prozesse können sich über die Schleimhaut bis in die umliegende Muskulatur und das Knochengewebe ausbreiten und diese zerstören (Mycetom).

 

Enderlein erklärte das Chondrit-Stadium dieses Pilzes 1916 als den eigentlichen Ursymbionten des Menschen. Auch der Kölner Gynäkologe Otto Schmidt kam in seinen Studien zum Krebsproblem immer wieder auf den gleichen Myceten.

 

Professor Enderlein vertrat die Auffassung, dass der Mucor-Pilz vor hunderten Millionen Jahren, im Zeitalter des Kambrium als es zur "Arten-Explosion" auf diesem Planeten kam, in eine Symbiose mit den Vorläuferorganismus aller Säugetiere eingetreten sei.

 

Im Laufe der Jahrmillionen habe sich dieser "Parasit" derart an seinen Wirtsorganismus angepasst, dass er symbiontische Eigenschaften errungen habe. Die beiden wesentlichen Elemente der Blutgerinnung, das Fibrin und die Thrombozyten, sind dabei Bestandteile dieser "Ursymbiose". Verschlechtert sich jedoch das Milieu im Organismus, könnte der Symbiont zu seinen parasitären Stadien heranwachsen und wäre dann krankmachender Natur.

 

Von solchen „Ursymbiosen“ muss es in der Entstehungsphase des Lebens auf unserem Planeten viele gegeben haben.

Enderlein war der Meinung, dass nicht Selektion und Mutation die Triebkraft der Evolution seien, sondern Symbiosen kleinster primitiver Lebensformen zu höher organisierten Kern- und Zelleinheiten.

Carl Spengler wurde 1860 in Davos als Sohn des Arztes Alexander Spengler geboren. Nach seiner Approbation zum Doktor der Medizin arbeitete er in der Praxis seines Vaters in Davos.

Anfänglich befasste er sich mit schwierigen Lungenoperationen bei fortgeschrittener Tuberkulose. Leider ließ sich die Tuberkulose mit dem Messer nur sehr unzureichend bekämpfen. Spengler war der Meinung man könne die Behandlung auf chirurgischem Wege nur unterstützen.

Daher suchte er nach Möglichkeiten das Immunsystem in den Heilungsverlauf aktiv mit einzubinden.

 

Zu dieser Zeit veröffentlichte er mehrere Arbeiten über die Tuberkulose. Robert Koch wurde auf die Schriften Spenglers aufmerksam und holte ihn als Mitarbeiter an sein Berliner Institut. Dort arbeitete Spengler auch mit den Nobelpreisträgern von Behring und Kitasato zusammen.

Während seiner Forschungen mit Robert Koch an dessen Behandlungsmodell der Tuberkulose entdeckte Carl Spengler die Bedeutung der Mischinfektionen bei der Tuberkulose.

1895 übergab Robert Koch sein Tuberkulin an Spengler zu weiteren umfangreichen bakteriologischen Forschungen. Diese Arbeiten führte Spengler dann nach seiner Rückkehr in seinen Heimatort Davos neben seiner praktischen ärztlichen Tätigkeit weiter.

 

Einige Patienten zeigten sehr starke und unerwünschte Reaktionen auf die Injektionen mit dem von Koch entwickelten Tuberkulin. Um die heftigen Reaktionen zu minimieren, kam Spengler auf die Idee das Medikament durch perkutane Einreibungen zu verabreichen.

Diese Einreibungen zeigten bei Infizierten auch örtliche Symptome, so dass man sie auch zu diagnostischen Zwecken nutzen konnte.

 

1904 erschien hierüber in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift eine Veröffentlichung mit dem Titel: „Ein neues immunisierendes Heilverfahren der Lungenschwindsucht mit Perlsucht-Tuberkulin.“

 

Hierin schreibt Spengler:
“Diese Methode ist die Einreibemethode, die perkutane Tuberkulinanwendung. Die Einreibemethode ist bei akuter Tuberkulose der Kinder das einzige Verfahren, mit welchem man das tuberkulöse Fieber erfolgreich zu bekämpfen vermag.“

 

Die neue Methode der Verabreichung des Tuberkulins fand im In- und Ausland eine weite Verbreitung. Da es jetzt nicht mehr zu lebensgefährlichen Reaktionen kam, wurde sie auch zur Grundlage weiterer Arzneimittelforschungen herangezogen.

 

Im Jahre 1902 berichtete Spengler erstmals über atypische Splitter- und Sporenformen bei TBC-Bazillen. Diese kleinsten Formen die laut Spengler an der Grenze der Vitalität angelangte Wuchsformen wären, waren auch die Grundlagen der Arbeiten von Knoll 1908, Fontes und Dosal 1910.

Leider sind diese Arbeiten in den Wirren des Krieges eingeschlafen und wurden dann Ende der 1920er Jahre als „Muchsche Granula“ wiederbelebt. Much beschrieb seine Entdeckung der feinen Bakterienformen, im Zuge seiner TBC-Forschungen bereits im Jahre 1908.

Spengler war der Meinung, die vom Körper nicht verarbeiteten Bakterientoxine würden eine Vielzahl von therapieresistenten Krankheiten begünstigen.

Viele Formen des Rheumas, Allergien, chronische Lungenleiden oder Hauterkrankungen, bis hin zu Krebs.

 

Von vielen Forschern der damaligen Zeit wurde diese Sichtweise übernommen. So entstanden Begriffe wie Lymphatismus, Skrophulose, Tuberkulotoxikose, maskierte lymphatische Tuberkulose, lavierte Tuberkulose. Aber auch die Psora-Lehre von Hahnemann hätte hier eine sinnvolle Erklärung.

Die körpereigene Regulationskraft, die Ausscheidungsorgane, das Immunsystem könnten die Bakterientoxine nicht immer neutralisieren, der Organismus müsse hier unterstützt werden um die chronischen Leiden zu heilen.

So stellte Spengler nun seine eigenen Präparate her. Er impfte Kaninchen mit Tuberkulosekeimen und sonstigen Erregern, die er oft bei den chronisch kranken Menschen fand. Er nahm das Serum der Tiere, reicherte es noch mit Hämolysat des gewonnenen Blutes an und gab noch Ultrafiltrate von verschiedenen Erregerkulturen bei. Aus diesem Gemisch entstanden die noch heute erhältlichen Spenglersane.

1936 übertrug Spengler die Herstellung der Spenglersane an Paul A. Meckel. 

 

Enderleins erste Frau Anna Luise Jacob verstarb 1920 an den Folgen ihrer Tuberkulose. Sie war unter anderem in Behandlung bei Dr. Spengler in Davos. Hierdurch hatte Enderlein die Möglichkeit Spengler näher kennenzulernen. Spengler stellte Enderlein einen Teil seiner Arbeiten zur Verfügung, wovon Enderlein in seinen späteren Tuberkuloseforschungen profitierte. 

 

Dr. med. Carl Spengler war aber nicht nur ein bedeutender Wissenschaftler und Arzt. Der Wintersport und die Politik hatten es ihm genauso angetan.

Um mit Hilfe des Sports die durch den ersten Weltkrieg verfeindeten Nationen wieder zusammenzuführen und das gegenseitige Verständnis und Vertrauen neu aufzubauen, stiftete er Weihnachten 1923 den Spengler-Cup. Mannschaften aus fünfzehn Nationen spielten im Winter 1923 um den begehrten Pokal.

Der Spengler-Cup ist noch heute eine begehrte Trophäe im europäischen Eishockey Sport.
Dr. med. Spengler verstarb 1937 in seinem Heimatort Davos.

 

Ab 1912 arbeitete Antoine Nebel mit Kulturen die er von Otto Schmidt und im gleichen Jahr von Doyen bekommen hatte. In weiteren Studien züchtete Nebel selbst Mikroben aus Tumorgewebe. Er gab all diesen Mikrobenformen den Begriff „Oncomyxa neoformans“ und rechnete sie der Familie der Myzetozoen zu.

 

Mit dieser neuen Namensgebung wollte er aber nicht als ein neuer Entdecker auftreten, er versuchte vielmehr die vorhandenen Erkenntnisse zu vereinen, wobei er stets seine Quellen und die jeweiligen Entdecker angab.

Wie später auch von Brehmer, forschte er nur mit der bakteriellen Phase der Mikroben.

Das sich an die bakterielle Phase eine Pilzphase anschließt, die im Mucor racemosus seine höchste Entwicklung findet, blieb ihm verborgen.

Wie viele andere Forscher auch, beobachtete er, größere und kleinere Formen seiner Onkomyzeten im vitalen Blut. Je höher diese entwickelt waren, desto schlechter war die Prognose für den Patienten.

 

Diese Onkomyzeten würden in den Erythrozyten aus unsichtbaren Stadien heranreifen und dadurch die Bildung von Zysten in den Erythrozyten veranlassen.

Wenn nun die Onkomyzeten in den Zysten herangereift sind würden diese aufplatzen und die Mikroben ins Blutplasma entlassen. Von dort aus würden sie ihren Entwicklungskreislauf fortsetzen und heranwachsen.

 

Nebel stellte aus den Mikroben auch ein Medikament zur Behandlung von Krebs unter dem Namen Onkolysin her.

Einige seiner Präparate waren aber auch zu diagnostischen Zwecken gedacht. Wenn es aufgrund einer subkutanen Injektion eines Präparates zu einer Rötung und Anschwellung der Haut kam, deutete er dies als aktivierte tumorspezifische Abwehr.

Diese Reaktion wäre nur dann so deutlich, wenn sich das Immunsystem derzeit mit einem Tumor auseinander setzen muss.

Dies war für ihn ein klarer Hinweis, auf ein Krebsgeschehen, auch wenn der Tumor noch keine Symptome zeigte, also im subklinischen Stadium war.

 

An dieser Stelle verordnete er eine Onkolysin-Kur die eine über Wochen oder Monate dauernde Immuntherapie darstellte. Sie hatte das Ziel den Tumor schon im Keim zu vernichten. Natürlich wurde auch in diesem Zusammenhang das allgemeine Milieu im Organismus mit beachtet und jeder Patient bekam hierfür eine individuelle Behandlung.

Nach erfolgreicher Therapie, lies die Immunreaktion auf die Testsubstanz nach und nahm als Zeichen der wiedererlangten Gesundheit ein normales Maß an.

 

Ähnliche Beobachtungen kennt man auch von dem Bluttest nach Dr. Spengler. Hier wird Blut mit einer Testsubstanz vermischt und bei positivem Befund agglutiniert das Blut. Ein Vorgang der oft schon mit bloßem Auge sichtbar ist. Wird der Patient erfolgreich behandelt, lässt auch hier die Blutreaktion nach, oder verschwindet völlig.

 

Die Milieusanierung war für Nebel ein zentraler Punkt in der Tumortherapie. Im Laufe der Zeit legte Nebel ein immer größeres Gewicht auf die Entgiftung und Ausleitung von tumorspezifischen Stoffwechselendprodukten und einer Entgiftung des Zellzwischenraums und damit auch des Lymphsystems.

Zum Einsatz kamen hier Maßnahmen zur Ausleitung über die Haut und Lunge, sowie eine Optimierung der Nierenfunktion und des Darms.

Nach vorangeschrittener Milieusanierung gab Nebel den Patienten in größeren Zeitabständen auch potenzierte Stadien seiner Onkomyxa Kulturen. Das hierfür gewonnene isopathische Mittel trug den Namen „Micrococcin“. Ähnliche Mittel werden heute noch als Krebsnosoden gehandelt.

 

Neben der internen Therapie, waren für Nebel auch äußere Anwendungen von großer Wichtigkeit.

Bei Brustkrebs empfahl er mageren Frauen Umschläge mit einprozentiger Tinktur von Wald-Engelwurz oder

Knotiger Braunwurz. Kräftigeren Frauen empfahl er eher Wickel aus einer Lösung mit amerikanischer Kermesbeere.

Zu Nebels Lebzeiten gab es sehr gute Resonanzen auf seine Therapie. Leider hatte die aufkommende Chirurgie und Radiologie den kausalen zellpathologischen Grundgedanken recht schnell verdrängt und dies obwohl über Nebels Erfolge vielfach publiziert wurde. 

 

Im Jahre 1915 haben Citelli und Fichera ein Bakterium im menschlichen Tumoren nachgewiesen. 10 Jahre später gelang ihnen die Züchtung unterschiedlicher Wuchsformen ihres Bakteriums.

Fichera produzierte ein Medikament mit dem Namen „Oncovaccina“. Es wurde aus Extrakten von Milz, Thymus, Duodenum, Lymphdrüsen und Knochenmark von Schafen produziert.

Damit waren sie die eigentlichen Begründer einer Therapieform die erst Jahrzehnte später ihren eigentlichen Namen bekam, der Frischzelltherapie.

Clara Jolles-Fonti übernahm die Idee der Frischzelltherapie im Jahre 1954 ohne jedoch auf die Arbeiten von Fichera hingewiesen zu haben.

Die Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin wurde bereits im Jahre 1773 gegründet und hatte seit dem viele berühmte Mitglieder wie Johannes Müller, Theodor Schwann, Lazzaro Spallanzani oder Alexander von Humboldt.

 

Im Jahre 1916 veröffentlichte sie einen Artikel von dem Zoologen und Professor, sowie Kustos des Zoologischen Museums der Universität Berlin, Günther Enderlein.

In dieser Mitteilung ging es um eine revolutionäre Neugestaltung der Bakteriologie.

Diese hatte sich Enderlein während der Kriegsjahre erarbeitet. Freiwillig meldete er sich zum Militärdienst und wurde als Heeres-Bakteriologe und Serologe beim zweiten Armee Korps in Stettin mit dem Gehalt eines Stabsarztes geführt. Daher war es ihm auch finanziell möglich, nach Dienstschluss in seinem Privatlabor weitere Forschungen zu betreiben.

 

Enderlein war zu diesem Zeitpunkt schon sehr bekannt. Im Bereich der Insektenkunde hatte er bis dahin schon über 200 Arbeiten in namhaften Zeitschriften veröffentlicht.

 

In seiner Militärzeit beauftragte man ihn mit der Erforschung von Krankheitserregern. Tuberkulose, Cholera und andere Krankheiten haben dem Militär zeitweise mehr Soldaten gekostet, als die eigentlichen Kampfhandlungen im Krieg. Daher war es für das Militär mehr als wichtig in diesem Bereich die Forschung voranzutreiben.

 

Enderlein arbeitete mit anderen Forschungsansätzen als die Bakteriologen der damaligen Zeit. Die Prinzipien die er in der Insektenkunde schätzen gelernt hatte, verwendete er kurzerhand auch bei den Bakterien.

 

So beschichtete er Objektträger mit Nährlösungen und beobachtete das Wachstumsverhalten der Bakterien unter dem Mikroskop.

Auch der Versuch im „hängenden Tropfen“ wurde von ihm angewendet. Hierbei schafft man eine kleine abgeschlossene Biosphäre in einem hohlgeschliffenen Objektträger. Man hängt einen Tropfen mit Flüssigkeit an ein Deckglas, legt es auf die Mulde im Objektträger. Somit ergibt sich ein abgeschlossener Raum, der mit Wachs an den Rändern des Deckglases verschlossen wird.

 

In der Flüssigkeit kann man nun die eingeschlossenen Bakterien und ihr Verhalten über Monate studieren.

Wenn die Nährstoffe und Gase von den Bakterien aufgebraucht sind, kommt es je nach Bakterienart zu unterschiedlichsten Verhaltensweisen.

So exakt und über einen so langen Zeitraum hat vor ihm noch niemand in die Welt der Mikroben geblickt.

 

Enderlein konnte hiermit nachweisen das alle von ihm erforschten Krankheitserreger einen komplexen Entwicklungszyklus durchlaufen, dessen Stadien von den jeweiligen Lebensbedingungen abhängig sind. 

 

Seit der Zeit von Robert Koch und Ferdinand Cohn war der Monomorphismus der Mikroben zum Dogma geworden. Wobei die Entwickler des Monomorphismus selbst von einer Artenvielfalt der Mikroben berichteten, welche jedoch in den darauf folgenden Jahren von ihren Nachfolgern immer mehr in Abrede gestellt wurde.

 

Auf diesen wichtigen Punkt wies Enderlein schon im Vorwort seines Buches „Bakterien-Cyclogenie“ hin, welches kriegsbedingt erst 1925 erscheinen konnte. 

 

Interessanterweise räumte die monomorphistische Bakteriologie dem Erreger der Malaria schon zu Enderleins Zeiten eine Wandlungsfähigkeit ein.

 

Bei diesem Erreger wurde eine „Cyclogenie“, was soviel heißt wie Wandlungs- oder Entwicklungskreislauf, schon frühzeitig als selbstverständlich angesehen.

Jedoch lehnte man diese Eigenschaft bei allen anderen Mikrobenarten schlichtweg ab.

 

Dabei zeigt doch gerade die vergleichende Morphologie, dass es auch bei den Mikroben keine Alleinstellungsmerkmale geben kann.

Was also für eine Mikrobenart gilt, muss auch für andere mikrobielle Lebensformen möglich sein.

 

Der Begriff des Zyklus (gr. kyklos = Kreis) gehörte schon im Altertum, zu den elementaren Zeichen im Sinne einer Eingrenzung und eines Ablaufes mit einer Wiederkehr zum Ausgangspunkt.

Der Zyklusbegriff betrifft Vorgänge und Abläufe, bei denen sich Dinge oder Ereignisse in Wiederholung darstellen.

Durch die Beobachtungen der Natur wurden dem Menschen schon in allerfrühester Zeit seines Daseins "Kreisläufe der Natur" offenbar und in vielerlei Hinsicht sah er sich als Lebewesen in die zyklischen Geschehen integriert.

 

Unter dem Synonym „Genie“ verbirgt sich das lateinische Genius, was soviel wie „ursprünglich“, oder „erzeugende Kraft“ bedeutet. Als Genie wird daher auch eine Person mit überaus schöpferischer Geisteskraft bezeichnet. So könnte man auch den Endobionten, sowie seinen Entdecker ohne Zweifel als Genie betrachten.  

 

Enderlein erklärte die Wandelbarkeit der Bakterien in seinem Werk „Bakterien-Cycolgenie“ wie folgt:

 

„Wie bei dem Insekt die Entwicklung Ei, mehrere Larvenstadien, das Puppenstadium und das Imaginalstadium durchläuft, so ist die Cyclogenie das Durchlaufen eines nicht minder mannigfaltigen Entwicklungsganges, mit dem Unterschiede, dass dieser nicht an einem Individuum stattfindet, sondern auf eine meist ungeheuer große Anzahl von Generationen verteilt ist. Man könnte die Cyclogenie mit einem ins Riesenhafte potenzierten Generationenwechsel vergleichen, von dem noch dazu jedes Stadium, ja jede Modifikation innerhalb jedes Stadiums, in zahllosen Generationen, ohne jede Veränderung sich fortzupflanzen, in der Lage sein kann.“

 

Primitives Leben würde bereits auf molekularer Ebene existieren. Die Kerneiweiße würden sich aus sich selbst heraus vermehren sowie über einen primitiven Stoffwechsel verfügen.

Durch Zusammenlagerung der Kerneiweiße entstünden die Ur-Kerneinheiten der Bakterien.

Die zusammen gelagerten Eiweiße steuerten den Aufbau, die Entwicklung zu immer komplexeren Zelleinheiten.

 

Im Sinne der Evolution stünden sie am Beginn der Entstehung des Lebens auf der Erde. Die Anreicherung der Kernelemente mit Nukleinsäuren, ihre Fixierung zu Genen und Chromosomen würden erst in einem zweiten Schritt stattfinden. Nicht Mutation und Selektion wären die Triebkraft der Evolution, sondern Kernverschmelzungen und Symbiosen kleinster primitiver Lebenseinheiten zu höher organisierten Lebensformen.

 

Der Pleomorphismus aller Mikroben würde somit von nichtpathogenen lebenden Ureinheiten ausgehen.

 

Die Größe dieser Ureinheiten läge unterhalb des mikroskopisch sichtbaren. Diese würden sich aus lebenden Urmaterialien zusammensetzen.

 

Die Grenze des mikroskopisch darstellbaren überschritten, würden sie in einer Weiterentwicklung in eine bakterielle Phase übergehen. Diese könnten nun, je nach Erregerzyklus, pathogener Art sein.

Hier fänden wir die oft beschriebenen Kokken oder Stäbchenformen der meisten Krankheitserreger, aber auch die bis dato schon oft bei Krebs beobachteten Mikrobenformen.

 

Die höchste Entwicklungsform stellen in diesem Gedankengebäude die Pilze oder Myzelien dar.

 

Für eine Weiterentwicklung oder Aufwärtsentwicklung hin in die pathogene Phase, würden die Kerne (Mych) der Bakterien eine wichtige Rolle spielen. Wächst ein Bakterium heran, würde sich auch die Anzahl der Mych im Inneren der Mikrobe vermehren.

 

Enderlein konnte feststellen, dass Bakterien sich durch eine Verschmelzung ihrer Kerne vermehren können. Diese wäre eine wichtige Grundvoraussetzung für ihre Weiterentwicklung.

 

Für diesen, als geschlechtlichen Vermehrung bezeichneten Vorgang, wurde vierzig Jahre nach Enderlein den Forschern Lederburg, Taumg und Hayes der Nobelpreis verliehen.

Dabei hatte bereits Mori 1910 diese Theorie der Bakterienvermehrung vertreten.

 

Neben der geschlechtlichen Vermehrung die Enderlein als Probänogenie bezeichnete, gäbe es auch eine ungeschlechtliche Vermehrung durch Teilung oder Sprossung. Diese wurde von Enderlein als Auxanogenie bezeichnet. 

Enderlein musste für die komplexe Darstellung in der Mikrobenwelt neue Namen schaffen. Hätte er alt eingesessene Begriffe mit neuen Betrachtungsweisen belegt, wäre es nur zu einer weiteren Verwirrung in der Bakteriologie gekommen.

 

Leider hatten sich die monomorphistisch veranlagten Bakteriologen mit seinen logisch aufgebauten Begriffen, die überwiegend dem griechischen angelehnt waren, nicht auseinander gesetzt. Sie lehnten die Schriften Enderleins von vorne herein als unverständlich ab.

 

Von den vielen neuen Begriffen die Enderlein so schuf, können hier nur die erwähnt werden, die für die Blutdiagnostik notwendig sind.

 

Die niedrigste Form bezeichnete Enderlein als „Protit“. Die Protite wären die kleinste Lebensform des Endobionten, die wie „Körnchen“ ohne Zellleib bestehen würden.

Der Zellleib, den Enderlein als „Trophosom“ bezeichnete, bestünde aus einer zähflüssigen Substanz, dem Zytoplasma, der von einer dünnen Haut der Zellmembran umgeben wäre. Er würde bei den Protiten noch völlig fehlen.

 

Eine Aneinanderreihung der Protite würden die „Fila-Fädchen“ bilden, eine Verklumpung mehrerer Protite, führe zur Entstehung der „Symprotite“.

 

Dieses Stadium des Lebens bezeichnete Enderlein als „Chondritose“. In der Vitalblutdiagnostik wird dieses Stadium des Endobionten im Blutplasma als physiologisch betrachtet. Es gäbe in der Chondritose einen ständigen Phasenwandel der Protite. So könnten sich auch Fila mit den Symprotiten verbinden und es entstünden „Spermite“.

Diese wurden von Enderlein als Regulatoren betrachtet, da sie in der Lage wären höhere Entwicklungsphasen aus dem phatologischen Bereich des Endobionten abzubauen und damit unschädlich zu machen.

 

Der Begriff „Endobiont“ bedeutet soviel wie „Lebewesen, das in einem anderen lebt.“

Enderlein betrachtete den Endobionten als einen „Ursymbionten“ der Wirbeltiere, der vor einigen Milliarden Jahren in den Vorläuferorganismus der Säugetiere eingedrungen sei. Durch ihn wäre beispielsweise der Knochenbau in der Evolution überhaupt erst möglich gewesen.

Der Begriff „Endobiont“ beinhaltet alle Wuchsformen, die dieser in uns lebende Keim annehmen könnte.

 

Die Endobionten befänden sich in einer ständigen zyklischen Entwicklung, wobei sie als lebende Kolloide eine milieuabhängige Weiterentwicklung bis zu den Dimensionen der uns bekannten Bakterien und Pilze durchlaufen könnten.

 

Die höchste Stufe des Endobionten wäre identisch mit dem Pilz "Mucor racemosus Fresen". Jedoch fände sich die Pilzphase nicht im gesunden Menschen, vielmehr findet man ihn in der freien Natur.

 

Erst nach dem Tod würde sich die Pilzphase des gesamten Organismus bemächtigen und beteilige sich an den verwesungsbedingten Umwandlungsprozessen.

Man konnte den Mucor racemosus Fresen deshalb auch aus mumifizierten Leichen züchten.

Den Nachweis hierfür gelang Enderlein durch Proben aus Sarkophagen von den Katakomben aus Rom. Auch aus einem vor 5000 Jahren eingefrorenen Mammut, konnte man keimfähige Sporen des Mucorpilzes nachweisen.

 

Nach dem Tod erreiche der Endobiont seine höchste Entwicklungsstufe. Danach würde sich der Kreis schließen, denn aus den Sporen gingen dann wieder die Protite hervor, aus denen wieder neues Leben entstünde.

So soll 60% der Trockensubstanz des Menschen aus endobiontischem Material bestehen, ein nicht unwesentlicher Anteil. Dieser ginge nach dem Tod des Individuums in den Kreislauf des Lebens zurück. 

 

Im lebenden Körper wäre mit der ansteigenden Entwicklung des Endobionten auch eine Zunahme seiner krankheitsbringenden Eigenschaften verbunden.

 

Das Chondritstadium wäre apathogen, seine Wuchsformen biologisch notwendig, wie etwa als Vermittler anorganischer Substanzen (Spurenelemente) im Zellstoffwechsel, oder als Träger enzymatischer Vorgänge.

Eine Aufwärtsentwicklung des Endobionten und damit seine Umwandlung in die pathogene Phase, geht immer parallel einher mit einer Verschlechterung des gesamten Milieus.

Diese pathologischen Veränderungen führen unter anderem zu einem Anstieg des oxidativen Stresses, damit auch zu einer Verschlechterung des Säure-Basen-Haushaltes und einer zunehmenden Vergiftung des Gesamtstoffwechsels.

 

Diese Milieuveränderungen werden begünstigt durch angeborene Faktoren, stammen aber primär aus der Summation nachgeburtlicher Faktoren wie Ernährung, Darmstörungen, toten Zähnen aber auch Medikamenten oder beruflichen Giftstoffen, sowie vielen weiteren Einflüssen die Issels einige Jahrzehnte später ausführlich darlegte. Ferner sah Enderlein auch die Stoffwechselendprodukte der pathologischen Stadien des Endobionten, als Grundproblem für den Säure-Basen Haushalt.

 

Hier finden sich viele Berührungspunkte mit den Arbeiten anderer Forscher, die den Gärungsstoffwechsel, die geringe Sauerstoffverwertung und die pathologische Milchsäureproduktion der Krebszelle, zum Gegenstand hatten (Warburg, Seeger, u.a.).

Die Milchsäureproduktion fand Enderlein auch in der bakteriellen Phase des Endobionten. Dies lässt auch die enge Beziehung des pathologisch entarteten Endobionten mit den Tumorerkrankungen erkennen.

 

Enderlein führte 1937 den Begriff der Endobiose als Grundlage aller chronischen Krankheiten ein und schuf mit dieser Betrachtungsweise wertvolle diagnostische aber auch therapeutische Möglichkeiten.

 

Historische Synonyme der Endobiose wären nach Enderlein die „Dyskrasie“ oder der Begriff „Psora“.

Ersterer entstammte der alten Humoralpathologie und bedeutete soviel wie die Verschiebung im Säftehaushalt. Die Psora war bei Samuel Hahnemann die Grundsteinlegung für die Entstehung chronischer Krankheiten.

 

So sollte der Begriff Psora eine konstitutionelle Minderwertigkeit ausdrücken, die den Boden für spezifische Erkrankungen darstelle und der gezielten Therapie einer Erkrankung im Wege stehen könne.

 

Eine pathologisch veränderte Endobiose fände man bei den meisten chronischen, therapeutisch schwer beeinflussbaren Krankheiten wie Arteriosklerose, Rheuma, chronisch degenerativen Erkrankungen innerer Organe wie Gehirn, Herz, Leber, Darm oder Nieren, insbesondere aber bei den bösartigen Erkrankungen.

 

Führt man dem von höheren Wuchsformen des Endobionten befallenen kranken Organismus bestimmte Phasen niedriger apathogener Wuchsformen, also die sogenannten Protite oder Chondrite zu, käme es durch Urkernverschmelzungsvorgänge zu einem Abbau der höhervalenten Formen und damit der krebserregenden Stadien.

Diese würden dann in niedrigste Phasen übergehen und wären damit unschädlich.

 

Enderlein entwickelte hierfür ein Präparat mit dem Namen „Mutalin“ welches die feinsten Formen des Endobionten beinhaltete. Noch heute ist ein Nachfolgeprodukt mit dem Namen Mucokehl erhältlich.

 

Dr. Windstosser, ein Arzt aus der Zeit Enderleins, beschrieb in diesem Zusammenhang, dass man in der Vitalblutanalyse nach einer Injektion von Endobiont-Chondritin eine milchige Trübung im Blutplasma erkennen konnte. Die Trübung nannte er den „Protitschleier“. Dieser bestünde aus überschüssigem, abgebautem, endobiontischem Material.

Diese kleinsten Lebensformen des Endobionten würden den Organismus dann über Haut, Schleimhaut, Nieren und Darm verlassen.

 

Zur Unterstützung der Ausscheidung wäre es sinnvoll die Nierentätigkeit mit genügend Flüssigkeit anzuregen. Aber auch eine Ernährung die sich positiv auf die pH-Verhältnisse von Blut und Gewebe auswirkt sind zwingende Voraussetzungen, damit sich der Endobiont nach dem Abbau in die apathogene Phase nicht wieder aufbauen würde, zu seinen höheren und damit pathogenen Valenzen.

 

Neben der Cyclogenie des Endobionten, erforschte Enderlein ab 1932 einen weiteren mikrobiellen Kreislauf.

Dessen Bakterienphase man in der Medizin unter dem Namen „Mycobacterium tuberculosis Koch“ kennt. Seine „Kulminante“, also die höchste Wuchsform wäre der Pilz „Aspergillus niger van Thieghem“.

 

Enderleins erste Frau Anna Luise Jacob erkrankte in den Kriegsjahren des ersten Weltkrieges an einer Tuberkulose. Enderlein reiste daher zusammen mit ihr in die Klinik von Dr. Carl Spengler in Davos.

Spengler war bekannt für seine Erfolge in der Tuberkuloseforschung. Er teilte sein Wissen über die Tuberkulose und seine Arbeiten über die Syphilis mit Enderlein.

Aus diesen Erkenntnissen und seiner darauf aufbauenden Forschung entwickelte Enderlein auch ein Präparat zur Behandlung der Tuberkulose.

Leider kam dieses Medikament zu spät für seine Frau, sie verstarb bereits 1920 an den Folgen ihrer Krankheit.

Durch Enderleins Tuberkuloseforschungen über das „Friedmann-Vakzine“ und seinen Einsatz gegen den von Calmette entwickelten BCG-Impfstoff, kam es 1931 zu ernsthaften Konflikten mit dem Robert-Koch-Institut.

 

Der Leiter des damaligen Robert-Koch-Instituts, Fred Neufeld, äußerte sich auch zu Enderleins Arbeiten. Er meinte, Enderlein habe ein Gebiet betreten, dessen Grundlagen er nicht beherrsche. Stattdessen wäre er ein Meister darin, durch Zeitungspropaganda, literarischer Streitkunst und Schreiben an die Ministerien, Aufmerksamkeit zu erregen. (25)

Enderlein knüpfte mit seinen Forschungen auch an den Arbeiten von Prof. Dr. Friedmann an. Da Friedmann Halbjude war, wurde dies im aufkommenden NS-Regime nicht gerne gesehen.

Friedmann hatte ja einige Jahre zuvor große Erfolge mit seiner Schidkrötenbazillusarznei in der Behandlung der Tuberkulose, was selbst die Nazis nicht so ohne weiteres anfechten konnten.

 

So war Enderlein Ende der 30er Jahre auch Produktionsleiter der Firma Sanum und überwachte die Herstellung des Tuberkulose-Vakzine Utilin. Das Präparat wurde aus einer Kultur des Friedmannschen Kaltblütertuberkulose-Erregers hergestellt.

 

Später stellte Enderlein ein eigenes Schildkrötentuberkelbazillenvaccine, abgekürzt „SVS Enderlein“ her. Hierfür gründete er 1939 sein eigenes mikrobiologisches Institut die „Centralstelle für immunbiologische Krankheitsbekämpfung“, das Institut wurde in den späteren Jahren in „IBICA“ umbenannt.

 

Enderleins Präparat bestand aus einer Aufschwemmung lebender Kaltblütertuberkelbazillen den Sclerothrix antitub. Friedmanni.

So führte Enderlein die Arbeiten von Friedmann fort, der 1947 nach einem von politischen und wissenschaftlichen Widerstandskämpfen verbitterten Leben in der Emigration verstarb.

 

SVS wirkte nicht nur durch die immunbiologische Abwehrsteigerung mittels Bildung spezifischer Antikörper, sondern auch enzymatisch.

Es wurden durch das Präparat nicht nur spezifische Enzyme gebildet die gegen die Krankheitserreger gerichtet sind, sondern auch für die feindlichen Mikroben notwendige Fermente absorbiert.

 

Im Jahre 1933 erschien eine Schrift von Enderlein die das Ende der Herrschaft der Zelle als kleinste biologische Einheit forderte.

Darin widersprach Enderlein der vorherrschenden Meinung der Biologie, wonach die Zellen die kleinsten Einheiten in einem mehrzelligen Organismus darstellen würden. Er sah in der Zelle eher ein Staatengebilde aus kleinsten für sich lebensfähigen Einheiten.

 

Lange vor der Entdeckung des Penicillin wendete Enderlein die Chondrite des Schimmelpilzes „Penicillium notatum Westling“ zur Behandlung bakterieller Infekte an.

 

Sie würden nach der Injektion, laufend Penicillinsäure bilden, während bei den sonst üblichen antibiotischen Präparate nur bestimmte Mengen dieser Säure eingesetzt würden.

Ferner wirke das Chondritstadium des Penicillinums auch regulativ abbauend auf Bakterien aller Art.

Die Indikationen für die Chondrite des Penicillium notatum wären daher alle durch grampositive und gramnegative Stäbchen, Kokken und Spirillen hervorgerufenen Infekte.

 

Nach Enderlein sind die Umgebungsbedingungen entscheidend für die Pathogenität eines Erregers. Sind die Umgebungsparameter für höhere Entwicklungsstufen des Endobionten gegeben, käme es zur Bildung von zwei- bis mehrkernigen Zellen mit Trophosom. Reduplizieren sich die Kerne würde es zu einer Weiterentwicklung in die nächste und damit höhere Stufe kommen.

Die erste bakterielle Stufe bezeichnete Enderlein als „Basit“, die nächst höhere als „Phytit“, dann Rhabdit“, „Linit“ bis hin zum „Ascit“ und „Synascit“. Die Größe und damit auch die Anzahl der Kerne entscheiden also über die jeweilige Entwicklungsstufe. In den niedrigeren bakteriellen Wuchsformen sind die Kerne „catatakt“ also in einer Reihe angeordnet. Ab den Asciten können sich die Kerne auch unterschiedlich anordnen.

Dadurch handelt es sich bei den Synasciten nicht mehr unbedingt um schlauchartige Gebilde mit parallelen Wänden, sie können vielmehr durch die unterschiedliche Kernanordnung sehr abstrakte Formen annehmen.

Danach folge die höchste Entwicklungsform, der Pilz mit all seinen charakteristischen Eigenschaften, wie der Faden-oder Myzelienbildung.

Der Pilz ist dann zur Sporenbildung fähig, an deren Oberfläche sich wieder Protite finden würden und der Zyklus kann von Neuem beginnen.

Die bakteriellen Entwicklungsphasen des Endobionten können unter dem Mikroskop im Blut beobachtet werden. Sie werden an anderer Stelle dieses Buches systematisch aufbauend bildlich dargestellt.

 

In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts führte Enderlein zusammen mit Egbert Frick seine Krebsforschungen durch. Aufbauend auf den Ergebnissen des 1926 verstorbenen Otto Schmidt erkannte Enderlein die bakterielle Phase des Mucor racemosus als die eigentliche Ursache des Krebsgeschehens. Das bakterielle Stadium sei identisch mit dem Bakterium „Leptotrichia buccalis“ das erstmals von Robin 1879 beschrieben wurde.

Etwa um 1939 entwickelte Enderlein daher ein eigenes Krebsheilmittel mit dem Namen „Mutalin“. Dieses Medikament wurde aus den abakteriellen Stadien des Mucor racemosus Fresen hergestellt.

Enderlein orientierte sich bei der Entwicklung seines Präparates an dem Heilmittel „Novantimeristem“ das von Otto Schmidt entwickelt wurde.

Enderlein hatte vielen interessierten Kollegen sein Präparat zur Überprüfung und Verfügung gestellt, doch leider waren größere und systematische Studien durch den zweiten Weltkrieg nicht möglich.

In der Nachkriegszeit bemühte er sich vergeblich um eine offizielle Anerkennung seiner Forschungsergebnisse.

Die Medizin hatte in der Nachkriegszeit andere Probleme als die Überprüfung eines Krebsheilmittels von einem Außenseiter. Der Wiederaufbau und eine hohe Anzahl kranker Menschen bei schlechter medizinischer Versorgung, sorgten für andere medizinalpolitische Schwerpunkte.

 

Enderlein beschrieb seine Auffassung zur mikroskopischen Blutanalyse wie folgt:

 

“Es kann natürlich nicht erwartet werden, dass diese Untersuchung eine Diagnose (z.B. auf Krebs) ermöglicht; sie lässt lediglich Rückschlüsse auf eine Krebsbereitschaft zu.

Diese Frage erübrigt sich schon, nachdem man sich Klarheit über den Charakter und den Begriff des ‚Endobiosis-Komplexes’ verschafft hat. Der Krebs als solcher lässt sich nur in Verbindung mit histologischen und klinischen Befunden etc. diagnostizieren.

Den Mittelpunkt der Untersuchung bildet u.a. die Feststellung der Stärke des Befalls der Erythrozyten, der Leukozyten-Kerne und des Leukocyten-Plasmas und gleichzeitig die Ermittlung der Valenz.”

 

Die Vitalblutanalyse nach Enderlein bezieht sich nicht nur auf das frisch abgenommene Blut, vielmehr wird das Blut über Tage unter dem Mikroskop betrachtet, bis es in seine völlige Auflösung übergeht. In dieser Zeit wird geschaut, welche Wuchsformen sich in welchen Zeitabständen bilden.

 

Hochgradige Entwicklungsstufen des Endobionten, direkt nach der Blutentnahme, deuten auf ein sehr schlechtes Milieu im Organismus hin. Ab einem gewissen Grad kann man hier von einem Tumormilieu sprechen.

Im gesunden frisch abgenommenen Blut hingegen sollten in der Blutflüssigkeit nur die apathogenen Primitivphasen des Endobionten, also Protit, Filum, Symprotit, Spermit oder Microchondrit vorhanden sein.

 

Wobei Protit und Filum so klein sind, dass sie sich mit handelsüblichen Mikroskopen nicht darstellen lassen.

 

Die apathogenen Phasen des Endobionten im Blut sollten bis zum endgültigen Zerfall des Blutes, nicht in ihre pathologischen Stadien übergehen.

 

Somit sollte es nicht zu einem vermehrten „Befall“ sowohl der Erythrozyten, als auch der neutrophilen Granulozyten sowie der Blutflüssigkeit mit höheren Wuchsformen des Endobionten wie Basiten, Asciten, Synasciten kommen. Je früher diese Erscheinungen auftreten, desto schlechter der Allgemeinzustand des Patienten.

 

Neben der „Infektion“ der Blutzellen und des Plasmas beobachtete Enderlein auch die Anzahl der Erythrozytenschatten. Sie würden den fortschreitenden Zerstörungsprozess des Blutes durch die hohen Entwicklungsformen des Endobionten signalisieren.

 

Oft findet man diese, in Auflösung begriffenen roten Blutkörperchen, in der Mitte des Blutstropfens unter dem Mikroskop. Stellenweise kann man bei diesen Auflösungsprozessen zuschauen bis sich das ganze Blut in Minuten aufgelöst hat. Dieser Blutzerfall kann aber nicht nur bei Krebs, sondern auch bei vielen anderen Krankheiten beobachtet werden wie etwa, Hepatitis, Entzündungen im Organismus, Multiple Sklerose oder nach Strahlen- oder Chemotherapie.

 

Im Blut kommen außer den Blutzellen auch die Thrombozyten vor. Diese sind wichtige Bestandteile der Blutgerinnung. Nach der Lehrmedizin entstehen Thrombozyten aus zerfallenen Megakaryozyten, wären also somit Zelltrümmer aus dem Knochenmark.

 

Enderlein sah das anders. Seiner Meinung nach wäre der Megakaryozyt im Knochenmark voll mit endobiontischem Material, was in seinem Inneren zu den Thrombozyten heranreift. Ab einem gewissen Stadium platzt der Megakaryozyt auf und entlässt die Thrombozyten in die Freiheit. 

Die Thrombozyten wären somit ein Teil der Zyklogenie des Endobionten und damit wäre der Endobiont mit den Thrombozyten auch an der Blutgerinnung beteiligt.

 

Neben den Thrombozyten gibt es auch die Filite als weiteren Teil der Blutgerinnung. In der Lehrmedizin bezeichnet man die Filite als Fibrinfilamente.

Die Filite würden nach Enderlein aus einer Aneinanderlagerung der Fila entstehen. In ihnen würden sich die Thrombozyten fangen und damit die Blutgerinnung vollenden.

 

Alle Krankheiten die mit einer beschleunigten oder verlangsamten Blutgerinnung einhergehen, wären somit Krankheiten aus dem Endobiosis-Komplex.

 

Ebenso wären auch viele andere chronische Krankheiten, wie der schon mehrfach erwähnte Krebs oder Rheuma mit den pathologischen Stadien des Endobionten zu erklären.

Daher käme es bei Krebs oder Rheuma auch des Öfteren zu einer beschleunigten Blutgerinnung und damit auch zu Thrombosen, Embolien, Schlaganfall oder Herzinfarkt.

Dr. Josef Issels, ein Anwender der Dunkelfeld-Blutdiagnostik, schrieb 1972 hierzu:

 

„Bei lege artis abgenommenem Nüchternblut sollte im Falle gesunder Personen kein oder nur geringer sofortiger Niederschlag von Fibrin erfolgen.

 

Nach ca. 10 Minuten kann ein leichter Niederschlag erfolgen, dies ist noch physiologisch.

Nach weiteren ca. 20 Minuten ist dieser leichte Niederschlag wieder verschwunden.

 

Bei Patienten mit akuten Entzündungen, Zustand nach Verletzung oder Operation und bei Stoffwechselbelastungen durch chronische Entzündungen, Fettstoffwechsel- oder Eiweiß-Verwertungsstörungen und der sogenannten Eiweißspeicherkrankheit nach Wendt finden sich unmittelbar nach der Blutentnahme massenhaft anhaltende Fibrinfilamente.“ 

 

Gesundes Blut sollte demnach keine vorzeitige Gerinnung aufweisen. Die mit dem Valenzanstieg verbundenen mikroskopischen Blutveränderungen, zeigen sich aber häufig auch mit einer vorzeitigen Blutgerinnung.

 

Zurück in das Jahr 1917. Hier entdeckte Herelle das Phänomen des Bakterienkilling. Er nahm die Ausscheidungen von Patienten die an der Shigellenruhr erkrankt waren und stellte daraus ein keimfreies Ultrafiltrat her.

Wenn er nun die keimfreie Flüssigkeit auf einen Nährboden mit Shigellen gab, konnte er bei der Auflösung der Bakterien zusehen.

Ähnliche Beobachtungen hatte bereits Twort 1915 gemacht. Herelle nannte die lebhaften Partikel die an der Auflösung der Bakterien beteiligt waren Bakteriophargen.

 

Enderlein sah in den Bakteriopharen seine Spermite. Diese wären durch Kopulierung in der Lage, die höheren Bakterienformen des Endobionten abzubauen.

1928 entdeckte Dr. Wilhelm von Brehmer im Blut eine Mikrobe die er als „Siphonospora polymorpha“ bezeichnete.

Brehmer der ursprünglich Biologie, Physik, Chemie, Bakteriologie, Geologie und Veterinär-, sowie Humanmedizin studierte, begann direkt nach seinem Staatsexamen mit seinen Arbeiten an der Biologischen Reichsanstalt in Berlin.

Beim Verlassen des Prüfungssaals rief ihm einer der Prüfer, Prof. Dr. Engler, zu: „Brehmer, sie sind morgen früh um acht Uhr bei mir im Institut.“.

So arbeitete sich Brehmer am Institut empor und war bereits 1923 Leiter der pathologisch-anatomisch-mikrobiologischen Laboratorien in Berlin-Dahlem. Hier widmete er sich der Erforschung von Viruserkrankungen bei Pflanzen, Tieren und Menschen.

 

Bei der Erforschung der Maul- und Klauenseuche wurde Brehmer auf die hohe Bedeutung der Wasserstoff-Ionen-Konzentration in Kulturen und in Körperflüssigkeiten von Versuchstieren aufmerksam.

Bis zu diesem Zeitpunkt waren pH-Messungen nur in abgenommenem Blut außerhalb des Körpers bekannt.

Brehmer erkannte, dass der pH-Wert sich nach dem Kontakt des Blutes mit der Luft veränderte und sich auf einen mittleren pH-Wert einpufferte.


 

Daher entwickelte v. Brehmer das Eingangs schon erwähnte „Haemo-Ionometer“, ein Messinstrument, mit dem es erstmals möglich war, den pH-Wert innerhalb der Venen zu messen. Die hierbei erschlossenen Erkenntnisse waren entscheidend für seine anschließenden Krebsforschungen.

 

1931 erschien ein Artikel in der Zeitschrift „Fortschritte der Medizin“ wo er erstmals über seine spektakulären Forschungsansätze berichtete. In seinen Studien stellte er auch einen direkten Zusammenhang zwischen der „Siphonospora polymorpha“ und den Krebserkrankungen fest.

 

Ferner entdeckte er, dass mit zunehmendem Alter, besonders aber im Verlauf bösartiger Erkrankungen der pH-Wert des Blutes ansteigt und von der normalen altersbedingten Norm abweicht.

Im Alter käme es durch eine Verschlechterung des Stoffwechsels zu einem Anstieg des intravalsalen venösen Blut pH-Wertes. Ferner wären auch andere Faktoren wie die schlechte Ernährung oder der Vitalstoffbedarf, der bei einem alten Organismus höher ist als bei einem jungen Menschen, an der Verschiebung des Säure-Basen-Haushaltes beteiligt.

 

Ferner entstehen in einem kranken Organismus viele krankheitsspezifische Stoffwechselendprodukte die den pH-Wert massiv verändern können.

Dazu proportional entwickeln sich die „Siphonosporen“ zu ihren pathologischen Stadien, die wiederum für die Krebskrankheit verantwortlich wären.

 

1932 berichtete Brehmer hierüber in “Fortschritte der Medizin” unter dem provokativen Titel “Krebs-Eine Erregerkrankeit”. Dies war beinahe eine Kampfansage an die offizielle Lehrmedizin, die zu diesem Zeitpunkt bereits von der Erregertheorie bei Krebs abgerückt war.

Daher beantragte er noch im selben Jahr beim preußischen Innenministerium die amtliche Überprüfung seiner Forschung um sie allgemein anerkennen zu lassen.

An eine Kommission, deren Leiter der weltweit anerkannte Hämatologe Prof. Viktor Schilling war, wurde die Überprüfung weitergeleitet. Zur Kommission gehörten ferner die international anerkannte Entomologen, Prof. Dr. Börner und Prof. Dr. Jancke, sowie das Reichsgesundheitsamt unter der Leitung von Prof. Dr. Lange und einige Bakteriologen des Robert-Koch-Instituts.

Anhand der Henle-Koch-Postulate sollte nachgewiesen werden, ob der von Brehmer gefundene Mikroorganismus an der Entstehung von Tumoren beteiligt wäre.

 

Bei diesen Postulaten muss ein fraglicher Krankheitserreger folgende Forderungen erfüllen:

 

  1. Der Erreger muss sich regelmäßig in den Körperflüssigkeiten bzw. Ausscheidungen des infizierten Organismus mikroskopisch nachweisen lassen.
  2. Der Erreger muss sich aus dem Organismus isolieren und in Reinkultur züchten lassen.
  3. Das gleiche Krankheitsbild muss sich mit der Reinkultur wieder erzeugen lassen.

 

Die Überprüfung seiner Erkenntnisse wurde harten Bedingungen unterworfen. Den Nachweis der Blutmikrobe hatte Brehmer bereits im Dunkelfeld-Mikroskop erbracht. Die Kommission forderte ihn aber dazu auf, die Existenz des Erregers auch im Hellfeld-Mikroskop zu erbringen was aufgrund der feinen Strukturen fast unmöglich war.

Für die Prüfer war die angebliche Vielgestaltigkeit des Erregers, die in Abhängigkeit des pH-Wertes, das ganze Spektrum vom Virusstadium bis hin zum Stäbchenbakterium umfassen sollte nur schwer geistig nachzuvollziehen.

 

Durch spontane pH-Wert Veränderungen gelang es aus den Stäbchen die viralen Vorformen zu züchten, mit denen dann auch wieder die Erzeugung von Tumoren gelang. Als Versuchstiere entschied sich Brehmer für Meerschweinchen, bei ihnen an sich keine Tumorerkrankungen bekannt sind.

 

Ihre vitalstoffreiche Ernährungsweise sorgt für ein Milieu in dem die Siphonosporen unter normalen Bedingungen nicht angehen können.

Erst durch eine massiv unphysiologische Lebensweise gelang es mit Hilfe des Erregers Tumore auch bei diesen Tieren zu erzeugen.

 

Bei den für die Forschungsarbeiten notwendigen Reinkulturen traten immer wieder unerklärliche Verunreinigungen auf, so dass Brehmer die Forderung stellte, dass die Brutschränke nur noch unter notarieller Aufsicht geöffnet werden dürften und in der restlichen Zeit versiegelt wurden. Von diesem Zeitpunkt an hörten die Verunreinigungen auf. Als noch mehr Merkwürdigkeiten an den Tag kamen, fand Brehmer keine andere Erklärung mehr, als Sabotage aus politischen Gründen.

 

Dr. Wilhelm von Brehmer hatte 1931 einen Artikel über Adolf Hitler veröffentlicht. In diesem Artikel einer großen süddeutschen Zeitung kritisierte Brehmer öffentlich die Machenschaften des zukünftigen Diktators. Daraufhin sah sich Hitler genötigt Brehmer wegen „Verleumdung“ anzuzeigen. Der Prozess zog sich einige Jahre hin und fiel letztendlich 1933 unter die sogenannte „General-Amnestie“, wodurch das Verfahren eingestellt wurde.

Da sich von Brehmer aber nun den persönlichen Groll des Führers zugezogen hatte, führte dies zu späteren politischen Bekämpfungen Brehmers bis hin zu kriminellen Handlungen. Daher dürfte die Annahme einer Sabotage wohl gerechtfertigt gewesen sein.

 

Trotz allen Hindernissen, wurde nach einer zweijährigen Überprüfungsphase die Forschungsergebnisse von Brehmer bestätigt.

 

Ein neuer Blutparasit war entdeckt. Somit war die “Siphonospora polymorpha” offiziell als zweiter, echter Blutparasit der sich im Erythrozyten entwickelt, anerkannt.

Der erste Erreger den man Jahre vorher schon entdeckte und der sich ebenso phasenweise in den Erythrozyten aufhält war Plasmodium malariae, der Erreger der Malaria.

Dr. Wilhem von Brehmer teilte den Entwicklungsgang der Siphonosporen in acht Stadien ein. Stadium 1-7 wären fakultativ saprophytisch, erst das achte Stadium hätte den eigentlich parasitären und damit auch krebserregenden Charakter.

 

  1. Ursprungsspore mit Kernkörperchen.
  2. Die Spore wächst heran und teilt sich, Übergang zur Sporangienbildung in deren Inneren die Sporen entstehen.
  3. Aneinanderlagerung freier Sporen zu heranwachsenden Doppelsporen.
  4. Ankeimung zu Stäbchen. Diese bestehen aus einem Schlauch mit je einem Polkern.
  5. Stäbchen zerfallen und setzen Polkerne frei, die ihrerseits zu Stäbchen ankeimen.
  6. Mehrgliedrige Stäbchen.
  7. In diesem Stadium ist der Kreislauf geschlossen. Die Sporen im Inneren werden nach Zerfall der Stäbchen frei. Die Sporangien können aber auch an den Enden abgeschnürt werden. Daraus entstehen neue Stäbchenformationen die in das VIII Stadium übergehen.
  8. In diesem Stadium findet man Stäbchen mit endständigen Kernen.

Bei ungünstigen Vegetationsbedingungen können diese sich zusammendrehen, um so zu einer überlebensfähigen Dauerspore zu werden.

 

Dieses hochentwickelte Stadium wäre der eigentliche Krebserreger. Sie alleine hätten die Fähigkeit in Erythrozyten einzuwandern, sich von deren Hämoglobin zu ernähren und so die roten Blutkörperchen zu zerstören. Ferner würden sie den Zellkern von Gewebszellen befallen und würden so pathologische Zellteilungen auslösen und damit die Entstehung eines Tumors einzuleiten.

 

Die Entwicklungsstadien ab Stadium V und aus deren Zerfall auch massenhaft Endkerne entstehen, würde man vermehrt auch bei Fokaltoxikosen antreffen. Dieses Herdgeschehen kann beispielsweise aus toten Zähnen, chronischen Nasennebenhöhlen-, oder Mandelentzündungen herrühren. In einer verwesenden Pulpa eines toten Zahnes herrscht durch die Zersetzungsprozesse ein sehr hoher pH-Wert. Hierin können die Stäbchenformen des Stadium V sich hervorragend entwickeln. Durch den Gasdruck der entstehenden Fäulnisgase werden diese in die periphere Blutbahn katapultiert.

Dort tauchen die Stäbchenformen auf und schnellen dann zu einem Ring zusammen (Korpulationskern), da hier der pH-Wert nicht so hoch ist wie in dem toten Zahn.

Daher kann man bei einem sogenannten Herdgeschehen oftmals diese Korpulationskerne unter dem Mikroskop erkennen.

 

Als die positiven Ergebnisse der Überprüfung von den Arbeiten Brehmers bekannt wurden, legte man Brehmer nahe, der NSDAP beizutreten, was er jedoch wiederholt ablehnte. Aus der Sicht seiner Forschungsarbeiten ein folgenschwerer Fehler.

 

So erschien alsbald im Völkischen Beobachter ein ganzseitiger Bericht mit dem Titel "Dr. v. Brehmer - Entdecker des Krebserregers!". Durch die Macht der Partei veröffentlichte das Reichsgesundheitsamt Berlin eine niederschmetternde Stellungnahme in der Tagespresse. Seine Forschungen wurden als "unwissenschaftlich", "phantastisch" und "leichtsinnig" bezeichnet.

 

Brehmer verlangte daraufhin die nochmalige Untersuchung seiner Erkenntnisse durch das Reichsgesundheitsamt Berlin. Diese Kommission bestätigte zum Leidwesen der NSDAP die Arbeiten Brehmers.

 

Darauf hin wurde Dr. W. von Brehmer jedoch ein Publikationsverbot auferlegt. Dem Verein deutscher Volksheilkunde war dies jedoch nicht verborgen geblieben und auch welcher Abwehrfront Brehmer gegenübergestellt war.

 

Man ermöglichte Brehmer seine Forschungen fortzusetzen und richtete ihm hierzu im Theresien-Krankenhaus Nürnberg -Paracelsus Institut- eine eigene Krankenabteilung ein.

 

Die Behandlung Krebskranker stützte sich bei Brehmer auf mehrere Säulen.

Als Basis eine Regulationstherapie des Säure-Basenhaushaltes, um der Mikrobe ihren Lebensraum zu entziehen. Die dazugehörige Ernährung (Vollwerternährung) und gleichzeitige Entgiftungsmaßnahmen des Organismus.

Ferner eine Behandlung mit einem von ihm entwickelten Impfstoff. Der Impfstoff wurde aus der Mikrobe gewonnen und trug den Namen „Toxinal“. 


 

Nach mehreren Streitigkeiten mit der Regierung, wurde das Paracelsus Institut trotz positiver Behandlungserfolge 1937 "auf Befehl des Führers" geschlossen.

Hiernach arbeitete v. Brehmer wieder in seinem alten Institut in Berlin-Dahlem. Nach kurzer Zeit quittierte er jedoch seinen Dienst, da er von bekannten Großindustriellen wie Robert Bosch, Hugo Stinnes und Konsul Rosehus ein Privatlabor zu Verfügung gestellt bekam, das jedoch durch die Folgen des Krieges völlig zerstört wurde. 


1948 gründete er die "Internationale Freie Akademie für Blut-, Geschwulst- und Infektionskrankheiten e.V.".

Dr. v. Brehmer sah das Milieu als maßgeblichsten Faktor für Gesundheit und Krankheit im menschlichen Organismus an, hierbei hatte die Blut-pH-Messung den ausschlaggebenden Charakter. Steht das Milieu doch mit der Entwicklung der Mikrobe in direktem Zusammenhang. Er starb 1958 an den Folgen seines Diabetes.

 

Diese Forscher können nur ein kleiner Auszug sein, über die Geschichte der Dunkelfeld-Blutdiagnostik. 

Auf diese Forscher und viele weitere Persönlichkeiten baut unser heutiges Wissen auf. Die Weiterentwicklung und Bewahrung dieses Wissens haben wir uns zu Herzen genommen. 

Quelle : Auszug aus "Die Dunkelfeld-Enzyklopädie"

(das Buch ist noch in der Entstehung..)